Wie essen Menschen mit Demenz?
Alte Dame beim Essen (Pixabay)
Ute Vrecko
24. April 2019
Haben Sie als Erwachsener beim Essen schon Hilfe benötigt? Ja? Dann wissen Sie, wie ausgeliefert man sich in einer solchen Situation fühlt.
Wissen Sie auch, wie es ist, wenn folgende Schwierigkeiten dazu kommen?

  • Sie erkennen nicht mehr, was sie essen.
  • Es schmeckt nach nichts.
  • Sie haben Hunger, wissen aber nicht mehr, wie Sie dies ausdrücken sollen.
  • Sie sitzen vor einem vollen Teller und Ihnen ist nicht mehr klar, was Sie nun tun sollten.

Menschen mit Demenz ergeht es so oder ähnlich, sie verlieren schrittweise ihre Selbständigkeit.

Beispiele aus dem Alltag mit Menschen mit Demenz
Fr. Sch. kann eigentlich selber essen, wenn da nicht dieser weisse Tellerrand wäre, den sie nicht erkennt und deshalb der Löffel immer daneben landet.

Und da ist Herr B., er rührt gerne die Salatsauce an. Er hätte gerne noch Pfeffer. Ich reiche ihm diesen, er probiert und meint…»Das schmeckt nach gar nichts.» Ich probiere daraufhin sein Essen und brauche anschliessend fast den Feuerlöscher.

Die sehr freundliche Fr. G., immer am Lächeln, greift nach allem, was sie sieht und nimmt es in die Hand und in den Mund. Es gibt keinen Unterschied ob es ein Lebensmittel ist oder ein Tannenzweig. Die Wahrnehmung durch den Mund, die orale Phase, so nennt man diese bei einem Kind. Der Teddy ist wichtiger als das Essen, die Mitbewohner ebenfalls. Deshalb wird ihr das Frühstück in ihrem Zimmer alleine eingegeben. Reizüberflutung führt in diesem Fall dazu, dass sie sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren kann und nicht mehr Essen würde.

Eine Bewohnerin bestaunt das Essen auf ihrem Teller und fängt an es zu sortieren. Alle Erbsen auf eine Seite, alle Karotten auf die andere Seite, das Fleisch wird zu einem kleinen Turm gestapelt, der Kartoffelstock wird sorgfältig glattgestrichen. «Kann man das Essen?» frage ich und sie antwortet: «Nein, das ist viel zu schade!!!!!»

Damit Menschen mit Demenz Essen können, ist unsere Kreativität gefragt
Und zuletzt die Bewohner, die nicht am Tisch sitzen können. Ihnen wird in allen Lagen das Essen angeboten. Im Laufen sozusagen hinterhergetragen.

Menschen, die an Food-Stationen Essen abholen können, bieten wir mundgerecht kleine Dinge wie getrocknete Aprikosen, Schokolade, Kekse und Obst immer greifbar.

Nicht zu vergessen sind die Getränke, wobei da der Sirup extra süss gemacht wird, da Süsses fast immer geht.

Grade beim Essen brauchen Menschen mit Demenz eine ruhige Umgebung, Fernsehen und Radio laufen nicht. Seitdem wir kochen, werden auch die Sinne extrem angeregt, die Leute bekommen Hunger, wenn sie etwas Bekanntes riechen.
Eine Kollegin hat einmal am Morgen schon Apfelwähe gebacken, danach wollten die Bewohnenden das Mittagessen nicht mehr, weil es so gut «schmöckt».

Bei Bewohnern die das Essen auf den Tellern sortieren, bieten wir die Speisen oft nacheinander an. Im Extremfall hatten wir es schon so, dass wir eine Scheibe Zopf mit Konfitüre in 10 Teilen nacheinander einzeln auf den Teller gegeben haben, sonst hätte die Bewohnerin es nicht gegessen.

Haben Sie Erfahrung damit? Was ist Ihre Meinung zum Thema «Wie essen Menschen mit Demenz?». Wir möchten uns hier gerne mit Pflegenden und Angehörigen austauschen und sind auch jederzeit für Fragen da.
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